Meine Espresso-Bohnen sind vom Italiener meines Vertrauens. Sie kosten etwas mehr als herkömmliche Bohnen. Auch wenn ich in diesem Zusammenhang wahrscheinlich eine Ausnahme bin, finde ich den Preis absolut gerechtfertigt und gehören seit Jahren zur Stammkundschaft.
Neben der Produktqualität kauft der Kunde auch ein Flair und ein Lebensgefühl. Und das jeden Tag. Kaufentscheidungen sind häufig emotional. Das gilt auch für das Auto. Viele – ich nehme einmal an, das trifft vorwiegend auf Männer zu – träumen von schnellen Sportautos. Ganz vorne im Ranking steht seit vielen Jahren der Porsche. Für viele Autoliebhaber ist die Marke Inbegriff von Luxus, Schönheit und Produktqualität. Und als Bonus bekommt der Kunde noch anerkennende oder auch neidvolle Blicke, wenn er stilvoll seinen 911er in einer Promenade parkt. Der hat es geschafft!
Porsche ist dieser Tage auch ein großes Thema an den Finanzmärkten. Schließlich will das Unternehmen Ende September an die Börse. Mit einem anvisierten Preis von rund 80 Euro pro Anteil wird es der Sportwagenhersteller vermutlich in viele Wertpapierdepots schaffen. Eine Exklusivität gepaart mit einer hohen Reputation kann sich der Aktionär demnach vermutlich nicht erwarten.
Der Run auf den größten Börsengang Deutschlands seit 1996, als die Deutsche Telekom den Sprung an die Börse wagte, hat bereits eingesetzt. Obwohl die Zeichnungsfrist noch bis 28. September läuft, ist das Emissionsvolumen bereits vielfach überzeichnet. Der Mutterkonzern Volkswagen kann sich schon einmal die Hände reiben. Spannend finde ich auch, dass Porsche zum Börsengang voraussichtlich mit 75 Milliarden Euro bewertet wird. Im Vergleich dazu beträgt der gesamte Börsenwert von VW „nur“ rund 90 Milliarden.
Zum Markenportfolio des Unternehmens gehören neben Porsche auch noch Volkswagen, Audi, SEAT, SKODA, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Ducati, Scania und MAN. Das Gesamtkapital von Porsche besteht in Anlehnung an den legendären Porsche 911 aus 911 Millionen Aktien. VW wird auch nach dem Börsengang der Mutterkonzern der Luxusmarke bleiben. Ich bin schon gespannt, welche Performance Porsche auf dem glitschigen Börsenparkett hinlegen wird.
“Wie es scheint, ist das Inflationsgespenst gekommen um zu bleiben.”
Das bestimmende Thema der vergangenen Wochen und Monate war die Inflation. In Deutschland wurden am Dienstag die Erzeugerpreise für August veröffentlicht. Mit einem Preisanstieg um 45,8% wurde ein neues Allzeithoch seit Beginn der Statistik im Jahr 1949 erreicht. Hauptgrund dafür sind die stark gestiegenen Energiepreise. Die Erzeugerpreise sind ein Vorbote für die Inflation. Volkswirte rechnen damit, dass die Unternehmen die höheren Preise auch an die Konsumenten weiterreichen. Wie es scheint, ist das Inflationsgespenst gekommen um zu bleiben.
Der gleichen Ansicht ist auch Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank. Die Fed hat den US-Leitzins diese Woche zum dritten Mal in Folge um 0,75% erhöht, um damit die ausufernde Inflation zu bekämpfen. Das scheint aber noch nicht alles gewesen zu sein. Viele Marktteilnehmer rechnen bis Jahresende mit weiteren Zinsschritten.
Geld schläft nicht. Das hat der große Investor Warren Buffett bereits frühzeitig erkannt: „Wenn du keinen Weg findest, im Schlaf Geld zu verdienen, wirst du bis an dein Lebensende arbeiten müssen!“ Das trifft vor allem auf den deutschen Aktienmarkt zu. In einer aktuellen Analyse hat HQ Trust zwei unterschiedliche Investoren ins Rennen geschickt. Auf der einen Seite des Rings steht der „Tages-Investor“, der morgens pünktlich um 9:00 Uhr zum Xetra-Eröffnungskurs in den DAX einsteigt und zum Börsenschluss um 17:30 Uhr seine Anteile wieder abstoßt. Auf der anderen Seite des Rings steht der „Nacht-Investor“, der jeden Tag um 17:30 Uhr einsteigt und morgens um 9:00 Uhr die Bücher schließt.
Seit 1993 hat der deutsche „Nacht-Investor“ 10,2% pro Jahr verdient. Im Vergleich dazu musste der „Tages-Investor“ in der gleichen Zeitspanne einen Verlust von 3,6% p.a. hinnehmen. Spannend finde ich, dass für den amerikanischen S&P 500 Index die Bedeutung von Nachtrenditen zunehmen, in dem Gesamtzeitraum aber im Gegensatz zu Deutschland keine große Rolle gespielt haben.
Das ist für mich ein Indiz dafür, dass der US-Markt auch für den deutschen DAX die Richtung vorgibt. Auch wenn ich meinen Espresso-Konsum weiter in die Höhe schraube, werde ich ohne Schlaf definitiv nicht auskommen. Insofern bleibt mir nur, Warrens Rat zu befolgen und meine Aktien auch im Schlaf im Portfolio zu belassen!