Es ist heiß. Noch nicht früh morgens, aber die Vorboten sind schon zu spüren. Während das gewohnte, sanfte Brummen meiner Kaffeemaschine ertönt und sich meine Espressotasse füllt, denke ich an einen kühlen See. Wenn alles überhitzt, tut eine Abkühlung gut. Die Schlagzeilen überschlagen sich. Bis zu 42 Grad in Frankreich, eine Notlage in Großbritannien und ein Hitzerekord in Deutschland werden erwartet. Auch am Kapitalmarkt haben wir in den letzten Jahren eine Überhitzung wahrgenommen. Nur dort tut eine Abkühlung deutlich weniger gut, wie uns aktuell recht deutlich vor Augen geführt wird.
Diese Woche hat Präsident Mattarella den Rücktritt Draghis doch noch angenommen. Unser südlicher Nachbar steht in fast schon traditionellerweise vor einer erneuten Regierungskrise. Insbesondere die italienische Abhängigkeit von niedrigen Zinsen bringt dabei gleichzeitig auch die EZB in Bedrängnis, die geldpolitisch nicht so handlungsfähig ist, wie es im Angesicht der hohen Inflation angebracht wäre. Mit einer Inflation von 8,7% erleben wir den höchsten Wert seit 1975. Was hierbei aber nicht berücksichtigt wird, sind die Sparbuchzinsen, die man damals bekommen hat. In Deutschland wären das ca. 4,4% gewesen. Heute sind wir nahe 0%, was die Gesamtsituation noch zusätzlich verschärft.
Das soll sich nun aber auch langsam ändern, wenn es nach der EZB geht. Diese Woche wurde der erste Zinsschritt nach oben seit gefühlten hundert Jahren (de facto sind es elf) gesetzt. Der Leitzins und auch die Einlagenfazilität wurden um je 0,5% auf 0,5% bzw. 0% gehoben. Davon betroffen wird unmittelbar auch der Euribor sein und dementsprechend Menschen, die sich Geld mit einem variablen Zinssatz ausgeliehen haben. Wie vorher schon besprochen, wage ich aber zu bezweifeln, dass dieser Schritt genug sein wird, um die Inflation einzudämmen. Ich bin schon gespannt, wie es in den nächsten Monaten weiter gehen wird.
An der ukrainischen Front scheint sich auch keine Entspannung zu entfalten. Berichte über Raketeneinschläge und sonstige Horrormeldungen sind fast täglich in den Nachrichten zu lesen. Die Sanktionen der Europäischen Union, die Russland in die Knie zwingen sollten, scheinen uns nun langsam selbst auf den Kopf zu fallen. Insbesondere Deutschland und Österreich sind massiv abhängig von russischem Gas. Viele Menschen sind schon nervös vor dem nahenden Herbst und Winter. Im Jahr 2019 konnten rund 8% der Europäer bzw. 9% der Deutschen und 1,5% der Österreicher ihre Wohnungen nicht heizen. Dieser Wert wird sich wohl in den nächsten Monaten noch deutlich verschlechtern. Aus nachhaltiger Sicht ist diese Situation fatal. Um Menschen mit Strom und Energie versorgen zu können, werden nun wieder Kohle- und Atomkraftwerke in Betrieb genommen. Eine klassische lose-lose Situation.
Die letzte prägende Nachricht der Woche betrifft unsere Fußball-Nationalmannschaft. In einer historischen Schlacht haben unsere Mädls mit erhobenem Haupt eine grandiose Europameisterschaft mit einer Niederlage gegen Deutschland beendet. Übrig bleibt der Stolz über die tolle Leistung und die Hoffnung, dass wir in Zukunft noch viele schöne Momente mit unseren Damen erleben dürfen!